München braucht Olympia nicht

Am Sonntag stimmt München darüber ab, ob sich die Stadt als Austragungsort für die Olympischen Spiele bewerben soll. Für mich ist die Antwort darauf ein klares Nein.

Der olympische Gedanke ist eine wunderbare Idee, die ihrem eigenen Anspruch allerdings noch nie wirklich gerecht wurde. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist für mich – noch vor allen Überlegungen zu Kosten und Umweltauswirkungen – der Grund für meine Haltung.

Die Olympischen Spiele als Werkzeug der Völkerverständigung mussten schon immer hinter den kommerziellen Interessen zurückstehen, wie das folgende Zitat von Pierre de Coubertin bezüglich der Spiele 1936 in Berlin deutlich macht:

What’s the difference between propaganda for tourism — like in the Los Angeles Olympics of 1932 — or for a political regime? The most important thing is that the Olympic movement made a successful step forward.

Pierre de Coubertin

Das ist eine Haltung, von der sich das IOC bis heute nicht wirklich verabschiedet hat. Und mit der es immer wieder die Idee der Olympischen Spiele selbst beschädigt hat.

Aber wenn man sich von dem Gedanken trennt, dass die Olympischen Spiele Frieden stiften, bleiben nicht mehr viele Gründe für eine Bewerbung übrig. Etwas, das selbst die Befürworter einer Olympiabewerbung zumindest unterbewusst zu ahnen scheinen. Denn die Kampagne für eine Bewerbung konzentriert sich vor allem auf Argumente, die nur mittelbar mit den Spielen zu tun haben: Die Olympischen Spiele als Motivation, endlich Projekte anzugehen, die München ohnehin angehen muss.

Die Schaffung von Wohnraum und den Ausbau des ÖPNV mit einer erfolgreichen Bewerbung zu verknüpfen, ist allerdings gefährlich. Denn was wird aus diesen absolut notwendigen Projekten, wenn die Bewerbung nicht erfolgreich sein sollte? Angesichts der aktuellen Herrausforderungen eine unverantwortliche Wette.

Olympia ist vor allem eine große Versuchung, die Befürworter mit dem Versprechen eines glanzvollen Spektakels blendet, während sie den Boden für Korruption bereitet. Dass den Wahlbenachrichtigungen nur ein Flyer der Befürworter beigelegt wurde, ist für mich ein Anzeichen dafür, dass auch München dagegen nicht immun ist.

Rückgrat zeigen heißt nicht, dem IOC Zugeständnisse abzuringen, die im besten Fall doch nur die schlimmsten Auswüchse verhindern. Manchmal heißt Rückgrat auch Verzicht.

Eine echte Chance auf nachhaltige Spiele gibt es erst, wenn sich keine namhaften Austragungsorte mehr finden. Erst wenn das aktuelle System nicht mehr aufrechterhalten werden kann, gibt es eine Chance auf Reformen. Und für diese Chance sollten wir in Kauf nehmen, dass die ersten wirklich nachhaltigen Spiele nicht in München stattfinden.